Naturseile

Ein Seil ist ein aus zusammengedrehten („geschlagenen“) oder geflochtenen Natur- oder Kunstfasern oder Drähten bestehendes längliches, zugfestes, schlaff biege- und meist torsionsweiches elastisches Element. Es wird überwiegend zur Aufnahme von Zugkräften genutzt. Seile werden typisch genutzt, um Zugkräfte aufzunehmen oder zu übertragen. Seile werden durch Zugfestigkeit / Reißkraft, Material und Durchmesser spezifiziert. Von Gegenständen mit ähnlichen Eigenschaften und Funktionen wie Strick, Schnur, Kordel oder Leine unterscheiden sich Seile durch ihre Länge und/oder Dicke. Bereits seit der Antike, insbesondere jedoch im Mittelalter und in der frühen Neuzeit fand das Seilmotiv auch als Architektur- und Schmuckornament Verwendung (Seilstab).

Anwendungsbereiche

Seile, Schnüre und Kordeln spielen in der Seefahrt sowie im Bau- und Transportwesen eine große Rolle. Historische Anwendungen sind Brunnenseile, Treträder, Katapulte, Krane, Lastenaufzüge und Flaschenzüge. Aufgrund der größeren Belastbarkeit und Dauerhaftigkeit werden bei vielen technischen Anwendungen heute Stahlseile bevorzugt.

Für unterschiedliche Anforderungen werden Seile mit unterschiedlichen weiteren Eigenschaften hergestellt:

  • Elastizität bei Beanspruchung auf
    • Dehnung längs
    • Quetschung quer
  • Griffigkeit – zur Übertragung von Kräften über Reibung, etwa in einer Seilrolle mit keilförmiger Nut oder bei Verguss, Verkleben oder Einbetonieren.
  • Biegeweich oder -steif – relevant auch beim Verknoten
  • Krängelarm – Das Seil kann mehr oder weniger Verdrillung (pro Länge) aufnehmen ohne Drallschlaufen zu werden.
  • Dämpfung über die Hysterese der Längendehnung
  • Druck- und Klemmfestigkeit bei Quer-Einklemmen, Verpressen
  • Verdreharmut bei Längsbelastung – wichtig beim Seilkran mit wechselnder Zugbelastung.
  • Abriebfestigkeit und eigene Abriebwirkung
  • Widerstand gegen Korrosion, Verrotten, chemischen Angriff
  • Wasseraufnahme in die Faser und auf/zwischen die Fasern

Beim technischen Klettern, Tauziehen und zur Anfertigung von Strickleitern sind Seile unverzichtbar. An Treppen können sie einen Handlauf ersetzen.

Bezeichnungen

Die Bezeichnung „Seil“ wird gleichermaßen für Seile aus Natur- und Kunstfasern wie auch für Drahtseile verwendet. Seile werden umgangssprachlich auch als „Strick“ oder bei geringem Durchmesser als „Schnur“ oder, wenn kurz und dünn, als „Kordel“ bezeichnet. Faden, Garn, Zwirn werden nicht zu den Seilen gezählt und sind vielfältige Produktionsmittel, welche keine mehrstufige Verzwirnung aufweisen.

In der Seefahrt spricht man mit Ausnahme des Glockenseils fast nie von Seilen, sondern von Tauen, Leinen, Trossen und Tampen, sowie eine Vielzahl von weiteren Bezeichnungen nach Machart oder Verwendung. Dünne Leinen werden als Bändsel bezeichnet. Der Oberbegriff heißt Tauwerk, unterteilt in laufendes und stehendes Gut.

Zu unterscheiden sind Seile, die recken, und reckarme Seile. Ein Seil, das sich unter Belastung ausdehnt, ist von Vorteil, wenn etwa der Fall eines Bergsteigers aufgefangen wird. Reckarme Seile dehnen sich unter Last sehr wenig aus und werden beispielsweise in der Takelage von Segelbooten verwendet. Das Recken ist vom gewählten Material und von der Flechtart des Seils abhängig. Das Recken wird in Prozent der Ausdehnung bei Nennbelastung angegeben.

Auch im Klettersport unterscheidet man Seile nach verschiedenen Kriterien.